Es war einmal...
eine Prinzessin namens Bettina. Sie lebte in einem alten Schloss mit ihrer Katze Vivi. Das Schloss gehörte ihrem Vater, dem König Tristan, ein netter altender Mann. König Tristan war stets sehr besorgt um seine Tochter Bettina.
Er versuchte Prinzessin Bettina vor allem Unheil zu beschützen, weil er sie sehr liebte... und so verbot er ihr, das Schloss zu verlassen, um sicher zu sein, dass ihr nichts Böses widerfahren würde... denn draussen vor den Toren des Schlosses, im dunklen Wald lauerten viele Gefahren.
Eines Nachts, als Prinzessin Bettina nicht schlafen konnte, drückte sie ihre Katze Vivi fest an sich und sagte zu ihr: “Vivi, meine geliebte Katze und einzige Freundin, ich kann nicht schlafen, denn mir träumt es von einem schönen Prinz auf einem silbernen Ross, weit hinter dem dunklen Wald... Ich muss mich auf den Weg machen, ihn zu suchen...”. “Hinter dem dunklen Wald?”, fragte Vivi, “ist das denn nicht zu gefährlich?”. “Ich werde mich auf den Weg machen, ihn zu suchen, denn ich liebe ihn...”, sagte Bettina, “schnell, hilf mir das Tor zu öffnen, bevor es der König bemerkt.”
Prinzessin Bettina und Vivi, die Katze, schlichen sich zum Tor und öffneten es behutsam. Bettina schlüpfte schnell durch den schmalen Spalt, den sie geöffnet hatten, verschloss das Tor hinter sich und verschwand im Dunkel der Nacht. “Pass auf dich auf Prinzessin!”, rief ihr Vivi hinterher und blieb traurig zurück.
Bettina lief so schnell sie ihre Beine trugen in den tiefen, dunklen Wald. Ihre Gedanken waren ohne Furcht und voller Liebe für ihren Prinzen auf dem silbernen Ross...
Die Nacht war kalt. Prinzessin Bettina lief und lief durch den Wald, bis sie vor Erschöpfung an einer grossen Wurzel niedersank und mit ihrem Traum von ihrem Prinzen im Moos einschlief.
Als am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen durch die Baumkronen schienen und Bettina an der Nasenspitze kitzelten, erwachte sie und schaute sich um.
Der Wald schien gar nicht so finster und furchterregend im Tageslicht, wie ihr Vater immer gesagt hatte.
Prinzessin Bettina sass an einem kleinen Bach, die Sonnenstrahlen spiegelten sich im klaren Wasser und aus den Wipfeln der Bäume kam ein fröhliches Gezwitscher der Vögel.
Gerade als Bettina einen Schluck des kühlen Nass nehmen wollte, weil sie Durst hatte, sprang einer kleiner Frosch aus den Fluten auf ihre Hand und sagte: “Hallo Prinzessin Bettina, was verschlägt dich hier in unseren Wald?” Bettina erzählte dem Frosch von dem Prinz auf dem silbernen Ross, wie sehr sie sich nach ihm sehnte und wie sehr sie ihn doch liebte... und sie bat den Frosch ihr doch zu helfen, den richtigen Weg zu ihrem Prinzen zu finden. Der Frosch willigte ein.
Als sie ein Stück gegangen waren, sagte der Frosch: “Ich heisse Jakob, und ich werde dir helfen, deinen Prinz zu finden, denn auch ich bin auf der Suche nach meiner Prinzessin, die mir die Einsamkeit nimmt, in der ich verdammt bin... “Du suchst eine Prinzessin?”, Bettina lachte laut, “du bist doch nur ein gewöhnlicher Frosch!”. Da sagte der Frosch nichts mehr, verbarg seine Tränen, denn er war sehr traurig.
Dann nahm er Bettina an die Hand und sagte: “Ich führe dich aus dem Wald, damit du dein Glück findest.” Prinzessin Bettina folgte Jakob ungläubig.
An einem kleinen Busch blieb Jakob stehen, und zeigte in eine Richtung. “Hierlang musst du gehen, Prinzessin, “dann kommst du aus dem Wald und zu deinem Glück.”
Bettina folgte dem Fingerzeig. Sie kam aus dem Wald und stand vor einem herrlichen Schloss. Vorsichtig lief sie über die Zugbrücke und klopfte ans Tor...
“Wer da?” rief es von innen. “Prinzessin Bettina, eure Herrschaft, ich bin auf der Suche nach meinem Prinz, den ich über alles liebe...”
Das Tor öffnete sich und die Wachen zogen Prinzessin Bettina am Arm herein. “Ihr tut mir weh, ihr Rüpel, wisst ihr denn nicht, wie man eine Prinzessin behandelt?” “Befehl vom König”, sagte der Wachmann. Und so schleppten die Wachen Bettina in den Thronsaal.
Erst jetzt bemerkte Bettina, dass sie sich in ihrem Schloss befand. Der Frosch hatte sie belogen.
König Tristan erschien mit finsterer Mine. “Kind, was hast du dir dabei gedacht, einfach so das Schloss bei Nacht und Nebel zu verlassen?” “Oh Vater, ich war auf der Suche nach meinem Prinzen auf dem silbernen Ross, für den mein Herz in hohen Tönen schlägt...”
“Blödsinn!”, sagte der König, “ich lasse nicht zu, dass du dich in Gefahr begibst, zumal du diesen Prinzen gar nicht kennst. Ich werde dich beschützen.” Er machte ein nachdenkliches Gesicht. “Nur zu deinem Schutz, wirst du ab sofort dein Gemach im Kerker des Schlosses einrichten, damit ich besser über dich wachen kann.”
Und bevor Bettina widersprechen konnte, zogen sie die Wachen ihres Vaters am Arm und brachten sie ins Verlies. Bettina weinte bitterlich.
Am Abend, als es dunkel wurde und fast keine Tränen mehr fliessen konnten, da sie so sehr geweint hatte, schlich sich die Katze Vivi ins Verlies, unbemerkt an der Wache vorbei durch die Gitter der Kerkertür durch. Prinzessin Bettina freute sich sehr ihre Katze wiederzusehen. Sie erzählte ihr von der dunklen, kalten Nacht im Wald, von den Vögeln in den Wipfeln der Bäume und von Jokob dem Frosch, der ihr nicht helfen wollte, ihren Prinz zu finden. Bettina fing wieder an zu weinen.
Plötzlich sagte Vivi: “Bettina, hörst du nicht auch das Quaken?” Bettina horchte auf. Und mit einem lauten Quak zwängte sich Jakob durch einen engen Spalt in der Mauer. “Sei mir nicht böse Prinzessin, du hast mir sehr weh getan, deshalb brachte ich dich zurück. Hier bist du sicher, denn ich bin da!”
Sie vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Sie sah nicht was Vivi sah. Aus dem Frosch wurde ein stattlicher und schöner Prinz. “Schau, schau, Prinzessin Bettina, der Frosch ist dein Prinz!”, rief Vivi. Doch Bettina drehte sich nicht um. Sie sagte: “Er ist doch nur ein gewöhnlicher Frosch, ich will ihn nicht mehr sehen, denn er wird immer ein gewöhnlicher Frosch bleiben...”
Vivi legte sich zu seinen Füssen und sagte leise: “Bettina, weisst du, jeder ist doch immer nur das, was man in ihm sehen will, und was man von ihm denkt; doch jetzt meine Prinzessin hast du wohl alles verloren, was du dir jemals erträumt hast, weil du nicht sehen wolltest, welche Liebe dir entgegengebracht wurde.”
Bettina starrte aus dem kleinen Fenster im Verlies. Unter dem Fenster stand ein silbernes Ross, edel geschmückt mit einem Banner, das im Mondlicht schimmerte;
ein rotes Tuch mit einem Frosch im Wappen...



Da überkam Prinzessin Bettina eine furchtbare Wut. Sie nahm Jokob in die Hand und warf ihn mit voller Wucht und voller Verachtung gegen die Wand des Verlieses.

Da zerbrach dem Prinzen das Herz, sank in seinem Gram und von nicht-erwiderter Liebe auf den Boden und starb.



